Auf Grund der großen Anzahl von Anmeldungen zu meinem Seminar „Bücher vor Gericht“ findet eine Parallelveranstaltung jeweils am Dienstag, 7:45 bis 9:15, im Übungsraum 5 statt. Beginn ist der 10. Oktober 2006. Diese zweite LV hat die Nummer 100339.
100184 SE Neuere dt. Lit.: Bücher vor Gericht I 2260
Beginn: Dienstag, 3. Oktober 2006
Ort: Institut für Germanistik, Übungsraum 4
Zeit: 14:45 – 16:00 s.t.
„Bücher vor Gericht“ – „books in the dock“, wie man in England zu sagen pflegt – ein Thema, das die Jahrhunderte und die Literatur verschiedener Länder umspannt. Damit sind nicht Bücher gemeint, die durch eine staatliche und kirchliche Zensurstelle auf eine Verbotsliste gesetzt worden sind (siehe etwa die NS-Zeit oder Index des Vatikans), sondern vielmehr solche, die Gegenstand juristischer oder gerichtlicher Auseinandersetzungen gewesen sind. Natürlich denkt man instinktiv an berüchtigte erotische oder pornographische Schriften. Berühmte Fälle wie John Clelands Fanny Hill (1749), Josefine Mutzenbacher (1906), Lady Chatterley und ihr Liebhaber (Erstveröffentlichung 1928) von D.H. Lawrence, Tropic of Cancer, dt. Wendekreis des Krebses (1934) von Henry Miller etc. werden wohl im Rahmen des Seminars behandelt, doch ist das nur eine Facette des Themas. Die Veröffentlichung in Übersetzungen von Hitlers Mein Kampf, zum Beispiel, ist urheber- wie auch strafrechtlich höchst aktuell, vor allem in Anbetracht der vielen Ausgaben in Teilrepubliken der ehemaligen Sowjetunion, in Russland, in den ehemaligen Ostblockstaaten, aber auch in der Türkei seit 1989. Wissenschaftliche Werke können, wie einige Beispiele zeigen werden, zu Gerichtsverfahren führen, so etwa die Ehrenbeleidigungsklage des Historikers David Irving gegen Deborah Lipstadt wegen des Buches Leugnen des Holocaust: Rechtsextremismus mit Methode (engl. Original Denying the Holocaust, 1993) oder die gerichtlichen Auseinandersetzungen in Österreich im Jahre 1979 rund um das vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes herausgegebene Handbuch Rechtsextremismus in Österreich nach 1945 und in den 1990er Jahren um das ebenfalls vom DÖW publizierte Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus.
Auch der Vorwurf des Plagiats als Anlass zur gerichtlichen Auseinandersetzung soll uns im Seminar beschäftigen. „Trittbrettfahrer“ haben bislang vergeblich versucht, einen Nachweis zu erbringen, dass die Erfolgsautorin und Erfinderin der Harry Potter-Romane Joanne K. Rowling eine „Urheberrechtsverletzung“ begangen hätte. Ein prominenter Gerichtsfall aus dem Jahr 2006 in Zusammenhang mit einem Plagiatsvorwurf bzw. einer Urheberrechtsverletzung soll hier untersucht werden, nämlich den des Bestsellerautors Dan Brown und seines Romans Sakrileg. The Da Vinci Code.
Eine andere Facette des Seminars ist die Verletzung des Persönlichkeitsrechts bzw. der Intimsphäre, wobei nicht so sehr an die bei Gericht erwirkte, werbewirksame einstweilige Verfügung gegen Dieter Bohlens „Memoiren“ Hinter den Kulissen (2003) oder Bücher ähnlicher bundesdeutscher Provenienz (Stichwort: Ungelogen, 2003) gedacht wird, als vielmehr an Bücher – Stichwort „Schlüsselroman“ – wie Klaus Manns Mephisto. Roman einer Karriere, Thomas Bernhards Holzfällen, Maxim Billers Roman Esra und Birgit Kempkers Buch Als ich das erste Mal mit einem Jungen im Bett lag (1998).
„Militärische Sittenbilder“ wie etwa Arthur Schnitzlers Novelle Leutnant Gustl (1900) sowie „Leutnant Bilses“ Bestseller Aus einer kleinen Garnison. Ein militärisches Zeitbild (1904) werden ebenfalls im Rahmen des Seminars untersucht.
In den Referaten bzw. schriftlichen Arbeiten werden u.a. folgende Punkte behandelt:
Weitere Informationen sowie eine Liste von Primär- und Sekundärliteratur werden im Laufe des Sommers nachgereicht.
Die Anmeldung zum Seminar erfolgt wie in den vergangenen Semestern auf elektronischem Weg. Bitte rechtzeitig die Informationen betreffend den Tag der Anmeldung auf der Homepage des Instituts (www.univie.ac.at/Germanistik) in Erfahrung bringen.
100191 SE Kolloquium für DiplomandInnen und DissertantInnen I 2270
(Achtung: “reformbedingt” geänderte Beginnzeiten!!)
Beginn: Dienstag, 3. Oktober 2006
Ort: Institut für Germanistik, Seminarraum 1
Zeit: 16:30 – 18:00 s.t.
Note bene: In der ersten Stunde am 3. Oktober werden die Referatstermine für das ganze Semester festgelegt. Falls Sie aus irgendeinem Grund an diesem Tag nicht anwesend sein können und im Wintersemester ein Referat halten werden bzw. möchten, bitte ich vorher um eine entsprechende schriftliche Mitteilung!
Die Anmeldung zum Kolloquium erfolgt wie in den vergangenen Semestern auf elektronischem Weg. Bitte rechtzeitig die Informationen betreffend den Tag der Anmeldung auf der Homepage des Instituts (www.univie.ac.at/Germanistik) in Erfahrung bringen. Vergessen Sie bitte nicht, sich anzumelden!
Sprechstunde: (keine „Reform“, die Zeit bleibt gleich!)
Ort: Institut für Germanistik, 3. Stock, Zimmer 13
Zeit: Dienstag, 13:00 bis 14:00
Beginn: Dienstag, 3. Oktober 2006